Gewaltbefürwortende Gruppen und Organisationen
Problematisch wird eine Radikalisierung hin zu einem gewaltakzeptierenden oder gewaltverherrlichenden politischen oder religiösen Extremismus vor allem in Fällen, bei denen sich dieser Prozess in einer Gruppe oder Organisation vollzieht oder durch eine solche gezielt gefördert wird. Entsprechende Gruppen und Organisationen weisen in der Regel bestimmte Merkmale auf, die einzeln oder zusammen auftreten können:
- Die Gruppe oder Organisation bietet Geborgenheit und Geselligkeit, verlangt aber von ihren Mitgliedern absolute Loyalität und duldet keine Abweichung von weltanschaulichen, religiösen oder politischen Bekenntnissen.
- Die Loyalität wird mittels Drohbotschaften aufrechterhalten, die im Fall einer Abwendung von der Gruppe/Organisation schlimme und verhängnisvolle Konsequenzen voraussagen. Abtrünnige Mitglieder werden schikaniert, belästigt oder sogar bedroht.
- Die propagierte Werthaltung oder Ideologie basiert auf einer Schwarz-Weiss-Malerei. Schattierungen sind nicht zugelassen, Menschen sowie deren Handlungen werden immer undifferenziert unterteilt – etwa in gut-böse, richtig-falsch, Freund-Feind oder wir-sie.
- Passt etwas nicht ins propagierte Weltbild, werden Verschwörungstheorien bemüht, damit alles wieder «überzeugend» zusammenpasst.
- Mittels Verheissungen einer besseren dies- oder jenseitigen Welt wird die Ablösung und Überwindung der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung durch Gewalt und Opferbereitschaft eingefordert.
- Mitglieder der Gruppe/Organisation üben untereinander eine hohe Kontrolle aus: Meinungsäusserungen und Verhalten werden jederzeit hinsichtlich der Übereinstimmung mit der verbreiteten Werthaltung oder Ideologie bewertet und entsprechend gutgeheissen oder abgelehnt.
- Zugehörigkeits- und Gemeinschaftsrituale sowie Symbole und Leistungsausweise, die den hierarchischen Aufstieg in der Gruppe/Organisation markieren, besitzen eine hohe Bedeutung.